Extemereignisse sind nicht gefährlich, weil wir sozial nicht mit einem Extremereignis umgehen könnten, sondern weil sie einen „Pull-Effekt“ erzeugen und somit immer das Risiko zu einer Kaskade von Extremereignissen bergen.
Ein schönes Beispiel ist der KKW-Unfall in Fukushima nach dem Tsunami. Wir können uns auf jedes Extremszenario vorbereiten, aber tun diese gerne in der Naivität, dass es dann nur dieses eine wäre. Dabei unterschätzen wir gerne diesen Kaskadeneffekt. Was als Einzelfall durchaus beherrschbar wäre, theoretisch, ist es in diesem Kaskadeneffekt nicht mehr. Vielleicht schon einfach dadurch, dass niemand mehr vor Ort ist oder der Ort nicht mehr erreichbar ist.
Und je extremer die Lage von selbst wird, desto so eher sinkt auch noch die vorausschauende Qualität des politischen Personals, wie wir in dieser Phase des Neonationalismus global erleben dürfen. Zugegeben sind das alles immer nur Tendenzen. Aber jede ist ein Baustein zu einem möglichen Kollaps einer Zivilisation.
„Eins kommt zum anderen“, die verkürzte Darstellung, denn ein Extremereignis zieht andere an. Und ich, das ist meine subjektive Sicht, sehe in vielen dieser „Sicherheitsprognosen“ inzwischen mehr Naivität als realistische Einschätzung, „Sicherheit“ als eine Prognose im günstigsten Szenario für den betreffenden Einzelfall.
Wenn wir ehrlich sind, müssten wir zugeben, dass der Mensch wenig geeignet ist, mit Extremereignissen umzugehen. Dazu gehört auch die Psyche. Wie stabil ist sie überhaupt noch im Extremszenario? Schon in dieser gar nicht so extremen Pandemie stellt sich sichtlich diese Frage. Das Personal kann sowohl physisch nicht mehr vor Ort sein als auch psychisch – also schon psychisch womöglich nicht mehr mit der Situation so umgehen können wie in der Prognose angenommen.
Ein Kollaps findet auf vielen Ebenen gleichzeitig statt, die sich gegenseitig verstärken. Und lese ich zum Beispiel über die neueren Erkenntnisse bezüglich der Klimaerwärmung, wissen wir auch hier noch viel zu wenig über die Pull-Faktoren, die plötzlich mit ins Spiel kommen und das Szenario potenziell unkontrollierbar machen.
An dieser Stelle macht sich der Mensch weit mehr vor, malt sich alles gerne rosiger, als er real wirklich beherrschen kann. Der Mensch gibt „das Heft“ weit früher ab, als er sich heute gerne einbildet, bis wann er noch „alles“ in der Hand hätte.
Und zuletzt ist alles nur noch eine Schar kreischender Hühner, von denen jedes in eine andere Richtung läuft, sich versteckt – und welches dann überlebt oder nicht: der reine Zufall.