Vom Opfer zum Täter

Ich finde derzeit interessant, was diesen faschistischen „Mindset“ nährt, das der letzten Jahre immer mehr das Soziale durchdringt, wobei ich in sozialen Fragen sicher kein Genie bin. Daher klingt der Titel schon unbeholfen und missverständlich.

Was macht das Opfer einer Unterdrückung zum Mitläufer (Täter)? … wäre vielleicht eine bessere Formulierung. Und es geht mir dabei auch nicht um das plakative Thema Schuld und Unschuld, vielmehr um den Mechanismus der Angst dahinter.

Weder bin ich Soziologe noch Psychologe, noch beanspruche ich in diesem Themenbereich überhaupt Kompetenz. Solche Betrachtungen sind das Werk eines blutigen Laien, wie ich auch im Thema Klimaerwärmung kein Experte bin.

Dieser Tage frage ich mich einfach ganz rudimentär, warum immer mehr Menschen die Tragweite der Frage nicht mehr sehen wollen, nicht mehr an sich heranlassen wollen … und sicher werden die wenigsten zugeben, dass das Grundthema Angst ist, wie schon zur Zeit der Pandemie.

Angst. Gerade im spirituellen Thema, das sich gerne mit Herzchen garniert, Bliss und „alles ist gut“, strahlt dieses Gefühl wie ein Haifisch aus der Tiefe eines bodenlosen schwarzen Ozeans.

Kundalini kann unbeschreiblich ekelhaft sein, wirft sie die Persönlichkeit aus ihrem ganzen als sicher geglaubten Halt und sie erkennt, dass ihr niemand mehr wirklich helfen kann. Sie erkennt, dass das ganze soziale Ideologiegebäude vor den Tiefen des psychischen Ozeans keinen Schutz mehr bietet. Und sie verkrampft sich in der Erkenntnis dieser völligen Schutzlosigkeit: Angst. Versucht sich dann an einen Guru oder sonst was zu klammern, aber weiß im Grunde, dass sie in dieser Frage völlig alleine steht.

Wie ein schutzloses Kind, das in der Wüste unter Raubtieren ausgesetzt wird, hilflos nach Eltern schreit, aber es gibt keine.

Ich weiß noch gar nicht, wie ich auf meinem Blog mit diesem Thema umgehen will, das mir heute vor dem Hintergrund des Neofaschismus so wichtig erscheint, denn es sind in meinen Augen dieselben Mechanismen.

Wie begegne ich der Angst – und das noch vor dem Hintergrund, sie vielleicht niemals heilen zu können? Aber wirklich kaschieren lässt sie sich auch nicht.

Wie begegne ich dem Abgrund des Lebens, in den ich als Mensch geworfen werde? Ein Abgrund, dessen Boden die Bodenlosigkeit des Ereignisses selbst ist?

Wie gehe ich (ohne dass ich ein Rezept geben könnte) mit der Bodenlosigkeit meiner selbst um, die als Weite sowohl befreiend als auch zutiefst irritierend empfunden werden kann, im wahrsten Sinne der Worte als höchster Himmel wie auch als tiefste Hölle.

Nicht umsonst wählte ich ein „Alter Ego“ aus der Hölle für meine spirituellen Abhandlungen. Und ich bin auch kein Held, habe auch kein Rezept, aber keine Lust, dieser grundsätzlichen Fragestellung aus dem Weg zu gehen.

Spirituelle Placebos gibt es anderswo, Trostgebete, Schutzrituale, was auch immer.

Wie stelle ich mich der Angst?

Und ohne das zu tun, enden wir alle sozial -zumindest temporär- im Abgrund.

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