Grundlage ist der Beitrag: Die Rolle des Willens im Jnana-Yoga
Auf Youtube thematisierte heute ein kleiner Influencer, der sich gegen das Geschwurbel in der Pandemie engagiert hatte, warum er nun aufhört, Motto: „Schnauze voll“
Das kann ich gut verstehen, denn es geht ja primär nicht mehr, wie ganz am Anfang der Pandemie, um Wissensaustausch, sondern immer mehr um Glaube.
Und in Glaubensdingen ist eine Diskussion in der Regel müßig und verhärtet nur weiter die Diskussionen.
Ich war da anfangs in selber Weise eher naiv, nämlich darin, dass zumindest die Naturwissenschaft eine gemeinsame Diskussionsgrundlage darstellt, so vorläufig viele ihrer Ergebnisse auch immer sind: „der Stand des Wissens.“
Wir leben persönlich immer eine Art Fiktion über eine Wirklichkeit, die wir nicht vollständig kennen. Und was wir über sie halbwegs verlässlich wissen, wurde dem Nichtwissen, der Demenz der Wirklichkeit, sozial hart abgerungen.
Irgendwie ist mein persönliches Gefühl, dass nun erst einmal „die Würfel gefallen“ sind. Und was die sozialen Konsequenzen sind, weiß ich nicht. Ich muss ja auch berücksichtigen, dass das schon immer so war. Und erst in dieser Pandemie dann auffällig wurde, da der Stammtisch nun global ist.
Und gerade im Thema Spiritualität ist das noch viel extremer als in den Fragen rund um diese Pandemie. Es geht oft weit mehr um Glaube, Bestätigung des eigenen Glaubens, als um das Thema Erkenntnis.
Und das ist im Thema noch weit schwieriger, da es sozialer Konsens ist, nur diese Persönlichkeit (in ihrer sozialen Interaktion) zu sein. Das stimmt zwar, rein auf die Persönlichkeit bezogen, aber im Wesen, substanziell, bin ich eins mit der Wirklichkeit… nicht nur im Aspekt der Materie und der Evolution, sondern auch im Aspekt der Psyche, die es als isoliertes (rein für sich selbst seiendes) Phänomen gar nicht gibt.
Die gibt es schon seit dem Beginn der Evolution. Und sie taucht ab (Tod), taucht wieder auf (Geburt) und ist aus ihren unzählbaren Wiedergeburten geprägt, auch wenn sich diese über unsere Begrifflichkeiten „persönlich“ und „unpersönlich“ erheben… also selbst noch ein ungelöstes Rätsel sind.
Will ich Wissen gewinnen, muss ich mich dem Ereignis zuwenden und nicht dem Glauben über das Ereignis und meinen Glauben über das Ereignis stellen. Das gelingt zugegeben schwer, aber daher ist der Wissensgewinn der Jahrtausende auch eher gering.
Die menschliche Psyche fürchtet sich vor der Unsicherheit, die wirkliches Nichtwissen ausstrahlt. Lieber bewegt sie sich in scheinbarer Sicherheit (Glaube) als in der Unsicherheit des Nichtwissens.
Nicht zu wissen, was diese Veranstaltung ist, ist daher auch viel schwerer zu verkaufen als alle Illusionen scheinbarer Sicherheit. Und je einfacher die zu greifen sind, desto einfacher finden sich bedürftige Gemüter, die das Placebo gerne zu sich nehmen.
Und das ist in der spirituellen Diskussion, so bemerkte ich im Rahmen der Pandemie-Diskussion, noch viel, viel „schlimmer“. Es gibt daher auch viele Menschen, die nach einer Erwachensphase lieber wieder an irgendetwas glauben, und sei es „der Mann mit Bart“.
Wer stellt sich auch gerne immer wieder infrage? Und damit auch Wege, in die ich persönlich viel Zeit investiert habe?
Analog wie für die Naturwissenschaft die Orientierung das geschehende Ereignis der Vielfalt ist, so ist der spirituelle Orientierungspunkt eine ganz einfache, jede bekannte Tatsache: Selbst zu sein: „ich bin“
Und die Methode des Jnana-Yoga setzt hier an, in der einfachen Betrachtung dieses „selbst zu sein“, jedoch im „neti, neti“.
Ramana nannte „neti, neti“: „Alles was kommt und geht ist nicht wirklich.“
Das heißt nicht, dass die Welt der Erscheinungen nicht ihre Wirklichkeit hätte, sondern sie ist in dieser Fragestellung nicht relevant.
Es geht in ihr um den Hintergrund zu allen Erscheinungen, auch dem der Persönlichkeit. Persönlichkeit und Welt haben einen gemeinsamen Hintergrund, den Ramana mit einer Leinwand verglich, auf die ein Film projiziert wird. Dieser Vergleich ist nicht wörtlich zu nehmen.
In der Selbsterforschung geht es um diesen gemeinsamen Hintergrund. Und in dieser Frage ist eben weder die Welt noch die eigene Persönlichkeit relevant.
Es geht somit auch um den Hintergrund des persönlichen Ich (Persönlichkeit), der dann, unbeholfen, „kosmisches Ich“ genannt wird.
Die Frage „Wer bin ich?“ wird also in der eigenen Betrachtung auf das Ich zurückgeführt, das die Kleidung der Persönlichkeit trägt.
Dazu muss ich nichts glauben, denn ich bin unabhängig davon, was ich glaube. Und es interessiert mein Glaube nicht nur ein Virus nicht, sondern auch das „ich bin“ ist gegen humane Glaubensfragen resistent.
Glaube gehört in diesem Thema zu: „Was kommt und geht ist (in dieser Frage) nicht wirklich (von keiner Relevanz).“
Wer bin ich?