Wenn ich als Mensch längere Zeit „erwacht“ bin, vergesse ich gerne, wie missverständlich spirituelle Sprache klingt, bin ich mir beim Lesen nicht dem bewusst, um was sie kreist.
Sie schaut beim Lesen wie beim Schreiben immer genau das an, um was das Thema kreist: das Selbst.
Hat ein Mensch das Selbst noch nicht erkannt, stellt er sich unter dem, was beschrieben wird, gerne etwas vor, was nicht hier ist: etwas anderes, entferntes, verstecktes, verborgenes, unauffindbar scheinend.
Obwohl sie sich DIREKT auf das Hiersein des Selbst bezieht, erzeugt sie im Leser das absolute Gegenteil: Sie spricht über etwas, das unauffindbar scheint:
das Selbst. Wo soll es nur sein? Hier ist alles „wie gewohnt“. Ich erscheine als ein Mensch im Leben. Aber genau das ist es auch, um das die Diskussion kreist: das ist schon das Selbst – und es war noch nie ein anderes Selbst. Und es wird auch immer dieses eine Selbst sein, das gerade hier ist.
Und es wird sich hinter den sich immer wandelnden Emotionen auch immer gleich anfühlen. Warum? Das Ich steckt nur scheinbar IN der Persönlichkeit. In Wirklichkeit ist Ich der unmittelbare Ausdruck der Wirklichkeit selbst: Ich (bin die Wirklichkeit).
Es ist eine Verwechslung in meiner Interpretation als Verständnis. Natürlich steht das Verständnis – die ganze Persönlichkeit – in inniglicher Umarmung mit dem Selbst, aber das Selbst steht immer auch dahinter. Und zuletzt wird es als hinter der Gesamtthematik Wirklichkeit erkannt. Als das grenzenlose Ich.
Und wie sich das Ich über alles ausdehnt, so scheint es sich in dem, was es grundsätzlich ist, zu entleeren und bleibt als absolute Gegenwärtigkeit in strahlendem Licht aber völlig leer übrig – nicht einmal übrig. Ich/Es tue/tut dies als ganz gewohnter Hintergrund zum „Lebenstraum“.
Spirituelle Sprache ist der Versuch des Verständnisses, das das Selbst erkannt hat, für das zu sprechen, was auf ewig zu sich selbst schweigt.
Der „erwachte Mensch“ ist sich nur darüber bewusst geworden und versucht sich nun als Dolmetscher von jemandem, der gar nicht spricht. Etwas, das erst durch den Menschen spricht:
Und heraus kommt die „spirituelles Sprache“, die immer eine Momentaufnahme ist und sich selbst schnell wieder vergisst.
Sie ist so wie der Baum, der seine Früchte gleich wieder abwirft und vergisst.
Sie ist eine Sprache, die immer wieder von Neuem im Hier beginnt und immer wieder wie spurlos im selben Hier verschwindet.
Es ist das Verständnis, das das Selbst besingt – und es ist immer wieder, so viel es gekannt ist, wie völlig neu.
Ein Gesang, der immer wieder von neuem beginnt, denn in seinem Urwesen ist das Selbst ewig jung, egal wie alt es, gemessen an der Raumzeit, sein mag.
Im Wesen ist es nur ein Wimpernschlag, schon das zu viel, mit dem Unterschied, dass er nie begann und nie aufhörte.
Was auch das Verständnis in das Selbst interpretiert, es kann dies wieder völlig vernichten. Es ist über die Gestalt weder wirklich begrenzbar noch beschreibbar.
Alle Abhandlungen zum Selbst werden nie zu einem Ende kommen – und trotzdem ist es, unabhängig von und ohne jede Beschreibung – und mit jeder Beschreibung, vollständig sich selbst.
Wer das versteht, mit Selbst-Erkenntnis durchdring, ist augenblicklich „erwacht“ – und der „Rest“ folgt von selbst, ganz natürlich.
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