Was ist Ich? (2. Teil)

Auch wenn Leben persönlich nicht mehr bedeutet, als dieses eine Leben zu sein, das sich über diesen Körper ausdrückt, betrete ich im Thema Ich den transpersönlichen „Raum“, der in der Vorstellung durchaus auch gruselig sein kann, bedenke ich die Konsequenzen.

Ewiges Leben erscheint für den Sterblichen zwar im Angesicht der eigenen (persönlichen) Sterblichkeit attraktiv, ist aber in seiner Konsequenz auch etwas, was eine Persönlichkeit nicht schultern kann. Zumindest wüsste ich nicht „wie?“, noch könnte ich einen Leitfaden dazu anbieten, da das etwas ist, was nicht nur meine persönliche Vorstellungskraft übersteigt, sondern auch jede/ r mit sich selbst ausmachen muss.

Buddha leitete aus seiner Erkenntnis seine Ethiklehre ab, aber das ist auch nur die Weise, wie er persönlich damit umging. Das sind alles keine verbindlichen Maßstäbe. Gerade nicht vor einem weiteren Aspekt, der im Thema Ich mit auftaucht: dem grundsätzlichen Alleine-Sein. Es ist niemand da, der dem substanziellen Ich wirklich Vorschriften machen könnte.

Es gibt sicher persönliche Ideale, sozial geprägt und der persönlichen Bedürfnisstruktur folgend, aber letztlich stehe ich hier (im substanziellen Ich) einem durch mich nicht kontrollierbaren „Wesen“ gegenüber.

Selbst Begriffe wie persönlich und unpersönlich bleiben perspektivisch und letztlich unverbindlich. Ich kann keinerlei Lösung dazu anbieten, wie persönlich damit umgegangen werden könnte oder müsste.

Noch zu Zeiten der Pandemie und dem Beginn des Ukrainekrieges, als ich auf Facebook war, versuchte ich das Thema, inspiriert von Buddha und Ramana, mit einer zumindest rudimentären Ethik zu verbinden, aber im Grunde ist das eben „persönliche Vorliebe“ und steht mir objektiv (als verbindliche Wahrheit) nicht zu.

Ob der Mensch im Thema „Ich“, wo es das „ewige Leben“ betrifft, überhaupt „erwachsen“ werden kann, ist fraglich, da es seine Kernkompetenz sicher übersteigt.

So wurstle ich mich halt durch, mit weniger oder mehr Geschick, bis ich von der Bühne abgerufen werde, was gerne (aus der Beobachtung) als zumindest mittlere Tragödie geschieht.

Eine Lösung habe ich also nicht anzubieten. Nicht einmal kann ich sagen, ob es für jeden Sinn macht, die Unsterblichkeit des Ich überhaupt zu erkennen, oder ob es für die meisten Menschen diese Veranstaltung nicht noch gruseliger macht, als sie substanziell (hinter aller Gesundbeterei des positiven Denkens) eh schon ist.

Sterblich zu sein, ist auch eine beruhigende Droge.

Und damit auch die Frage offen, ob es überhaupt sinnvoll ist, über das substanzielle Ich zu erzählen, oder ob das Thema nicht die meisten Menschen einfach überfordert.

Wie sagte Ramana zu U.G. Krishnamurti: „Geben kann ich es dir schon. Aber kannst du es auch tragen?“

Und das können die allermeisten Menschen eben schlicht und einfach NICHT.

Weder konnte es U.G. persönlich wirklich tragen, noch kann ich es.

Es überfordert den Menschen und damit das derzeitige Verständnis.

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